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BARBARA CHRISTIN

Kultur Kiosk 1990
Eröffnungsrede
Tagebuch
Mitwirkende

Presse zum Kultur Kiosk


ANGEBOTE VON KABARETT BIS ZUR COMPUTERMUSIK
Kultur Kiosk ist eröffnet/Sponsoren gesucht

Wohin gehört die Kunst? Für die nächsten drei Wochen gehört sie in Münster in den Kultur Kiosk. Und Interessierte sollten sich den regelmäßigen Gang in die Sieverdesstraße 9a in ihrem Terminkalender schonmal vormerken.
Hier nämlich hat Barbara Christin, Studentin des Fachbereichs Design an der Fachhochschule Münster, mit Bertold Hengefeld, Kerstin Riegel und vielen anderen Freunden für 14 Tage ein Gesamtkunstwerk auf die Beine gestellt, das insgesamt 225 Stunden Programm bietet. Von der Märchenerzählerin über Videofilme bis zum Kabarett, von Klassik bis zur Computermusik ist alles vertreten, was Kunst und Kultur in Münster zu bieten haben.
Eröffnet wurde der Kultur Kiosk am Sonntag mit einem klassischen Konzert des Ensembles Con Brio. In ihrer Eröffnungsrede erläuterte die Organisatorin kurz ihr Experiment, Kunst als Dienstleistung wie das Fernsehen anzubieten und aus Museen und pompösen Kunstausstellungen zurück ins Leben zu holen.
Seit Mitte September plant und organisiert Barbara Christin ihren Kultur Kiosk. Seitdem ihr beim Frühstück die zündende Idee kam, ist sie ständig für das Projekt unterwegs. Interessierte wurden angesprochen und angeschrieben.
Die Akteure arbeiten ohne Gage, da das Programm sonst nicht zu finanzieren gewesen wäre. Auch die Besucher haben freien Eintritt. Einene besonderen Bonbon hat das kreative Organisationstalent noch für alle Sammelfreunde: In den Nächten bis zum 18. November legt Barbara Christin ihre "Zeichnung des Tages" in begrenzter Auflage vor die Tür des Kultur Kiosk."Wer will, kann diese dann wie Weihnachtsteller sammeln."
Westfälische Nachrichten 6.11.1990


SELBSTEXPERIMENT IM KULTUR KIOSK ERFREUTE DIE BESUCHER

Langsam kommt der Kultur Kiosk in Schwung. Seit Sonntag kann "Kunst als Dienstleistung", wie es die Organisatorin Barbara Christin formulierte, an der Sieverdesstraße 9a nachgefragt werden. Regelmäßig tröpfeln immer mal Leute herein, um ausgestellte Arbeiten, Musikgruppen oder Selbstexperimente auf sich wirken zu lassen.
Am Montag hatte Thomas Klegin mit "natürlicher Kunst" sich selbst ausgestellt. 12 Stunden saß er an einem Tisch, starrte auf einen Fernseher mit "schneiendem" Bild und hörte dabei seinen Herzschlag ab. Bei jedem Schlag machte er ein Kreuz. Für Bertold Hengefeld, einen der beiden Mitorganisatoren, das bisher faszinierendste Projekt: "Interessant war, wie er je nach Verfassung seine Kreuze schneller oder langsamer machte." Der Künstler kehrte sein Innerstes nach außen, selbst bei der abendlichen Musikvorführung blieb er seinem "Eigenkunstwerk" treu. Doch neben so außergewöhnlichen Auftritten bot und bietet der Kultur Kiosk auch weiterhin Kultur für den "Normalverbraucher".
Am Mittwoch traten Fritz und Lakritz mit ihrem Zwei-Personen-Zirkus auf und unterhielten die jüngsten Besucher. In regelmäßigen Abständen werden auch Videofilme von Studenten der Fachhochschule für Design gezeigt. Zwei Kassetten, Zusammenschnitte der besten Filme aus den vergangenen drei Jahren, hat der Kultur Kiosk auf Lager: ein Film mit Trick- und Animationsvideos und einen, auf dem kurze Spielfilme zu sehen sind. Die Filme wurden bereits auf verschiedenen Medienfestivals gezeigt. Vorallem die Trickfilme bieten ein erstaunliches Spiel mit Farben und Formen - Videoclips, wie man sie sich im Kino als Vorfilme wünschen würde. Die Filme sind wie einer der Mitwirkenden, Christian Jelen, betonte, vor allem dem Engagement von Professor Norbert Nowotsch zu verdanken. Er habe trotz problematischer Bedingungen am Fachbereich die Filmerstellung erst ermöglicht.
Am Abend trat der Kabarettist Manne Spitzer mit seinem Programm "Gib dem Affen Saccharin" auf. Trotz oder gerade wegen der relativ kleine Runde von etwa 30 Zuschauern kam sein "rächender Karpfen" und die "Bauchrednernummer" bestens an.
Westfälische Nachrichten 9.11.1990


VIEL LOB FÜR KULTUR KIOSK
Das Projekt war immer gut besucht

Der Kultur Kiosk in der Sieverdesstraße war, so die Mitinitiatorin Barbara Christin, ein "voller Erfolg". Hunderte von Besuchern zog es, zum Teil mehrmals am Tag, zu diesem Kulturprojekt "rund um die Uhr". Neben freien Künstlern und Gruppen beteiligten sich auch Studenten von der Fachhochschule Münster, der Kunstakademie Münster und der Musikhochschule Detmold. Das Städtische Kulturamt hatte Organisatonshilfe geleistet.
Das Publikum sei sehr diskussionsfreudig gewesen. Viele kamen, so Barbara Christin, Bildhauerin aus Münster, regelmäßig jeden Tag, um zu schauen, wie "die Dinge sich entwickeln". Viele plauderten mit den Künstlern oder guckten einfach nur zu. "Bei uns trafen sich die unterschiedlichsten Leute mit den verschiedensten Interessen", meint Christin. "Sie alle wurden gleichermaßen angesprochen."
Zu sehen und zu hören gab es viel in den zwei Wochen. Musikdarbietungen, Lyrik-Lesungen, Ausstellungen im Bereich Bildende Kunst, Videofilme und Kabarett mit dem Münsteraner Manne Spitzer, sorgten für ungewöhnliche Begegnungen.
Viele Zuschauer zeigten sich zum Beispiel über die Selbstdarstellung des Künstlers Thomas Klegin erstaunt, der unter dem Motto "Natürliche Kunst" seinen eigene Herzschlag abhörte und aufzeichnete.
"Wir haben uns natürlich am Anfang gefragt, ob so etwas überhaupt funktionieren kann", erzählt Barbara Christin. "Im Nachhinein können wir sagen: Das Interesse des Publikums hat gezeigt, daß es funktioniert.
Westfälische Zeitung 20.11.1990


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